Im Sommer 1944 begann Meistermann mit der Arbeit am Ulrich-Fenster. Als Patron der Pfarrkirche stand fest, dass eins der neuen Fenster dem heiligen Bischof von Augsburg gewidmet sein musste. Er ist gleichzeitig der letzte in der Reihe der soldatisch geprägten Heiligen. Als Bischof und damit auch Landesherr hatte der historische Ulrich wesentlich zum Sieg Kaiser Ottos des Großen gegen die Ungarn auf dem Lechfeld beigetragen. Ganz ähnlich wie der Erzengel Michael steht damit auch Ulrich als Verteidiger des irdischen, des deutschen Reiches da.

Vereiniger von geistlicher und weltlicher Macht

Meistermann beschrieb seinen Entwurf folgendermaßen: „Ulrich trägt den Bischofshut über der Rüstung. Zu seinen Füßen den Helm. In der Linken den Kelch, in der anderen, darüber, die heilige Hostie. In den gewinkelten Armen Bischofsstab und Schwert. Der Ulrich ist sehr repräsentativ als Vereiniger von geistlicher und weltlicher Macht. Ein Ritter, der sich der europäischen Sendung bewußt ist.“ Auch der Fisch als traditionelles Symbol für die christliche Kirche findet sich. Tatsächlich erinnert Meistermann damit an den Umstand, dass viele mittelalterliche Bischöfe viel mehr weltliche Herren waren und die Seelsorge vernachlässigten. Indem er dem hl. Ulrich die Hostie als Verkörperung des Wesens der Kirche und das altchristliche Symbol des Fischs beigab, mahnte er vor einer solchen Vernachlässigung.

Das Ulrich-Fenster geriet ebenso wie das folgende Johannes-Fenster nach der Auseinandersetzung um die falsch ausgeführte Darstellung der heiligen Katharina für mehr als ein Jahrzehnt in Vergessenheit. Erst Pfarrer Christian Beu regte die Fertigstellung des gesamten, ursprünglich geplanten Fensterzyklus an. Die Montage in Buschbell gelang erst im Sommer 1962.