Nach dem Marienfenster entwickelte Meistermann die Motive für die übrigen sechs, deutlich größeren Fenster in relativ kurzer Zeit. Meistermann begann die Heiligendarstellungen  mit dem Theodor-Fenster, das von der Familie Moll zum Gedenken an ihren 1942 gefallenen Sohn, den Kanonier Theodor Moll, gestiftet worden war. Im Fenster wurde eine entsprechende Widmung eingearbeitet. Die Kirchengemeinde übernahm das Fenster von der Firma Derix im August 1948, nachdem es auf der Ausstellung „Christliche Kunst der Gegenwart“ zu sehen gewesen war, und ließ es bis zum Jahresbeginn 1949 einbauen.

Wesen des persönlichen Heiligseins

Die Darstellung des Heiligen sollte das fromme Andenken an den Verstorbenen mit einschließen. Im Frühjahr 1943 schrieb Georg Meistermann an Rudolf Peil: „Es muß eine Figur werden, deren Ausdruck vollkommen klar das Wesen des persönlichen Heiligseins ausdrückt – vollkommen klar d. h. für Ihre Gemeinde.“ In der katholischen Tradition kann jeder Gläubige Heiligmäßigkeit erlangen, wenn er sein eigenes Handeln dem Willen Gottes angleicht; die vollkommene Angleichung kann jedoch erst im Tod erfolgen.

Theodor Stratelates war ein einfacher Soldat der römischen Armee. Bei einer Siegesfeier soll er goldene Statuen von heidnischen Göttern zerbrochen und das Gold an die Armen verteilt haben. Als er versuchte, den Kaiser Licinius zum Christentum zu bekehren, machte dieser ihm den Prozess, in welchem ihm u. a. Brandstiftung in einem Tempel zur Last gelegt wurde. Theodor wurde grausam gefoltert und ermordet. Seine Attribute sind Rüstung und Waffen sowie das Krokodil als Symbol des Teuflischen und Dämonischen. Theodor stellte sich dieser Gefahr und bezwang sie in seinem Märtyrertod.

Feuerqual auf dem Scheiterhaufen

Der heilige Theodor wird von Meistermann in Rüstung und mit Schwert dargestellt. Im unteren Teil des Fensters kann man die lodernden Flammen deutlich erkennen – eine Legende lässt ihn auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Er legt den Kopf weit in den Nacken – vor Schmerz, aber auch voll Zuversicht auf die göttliche Gnade: „Besonders gelobt wurde auf der Ausstellung das Theodor-Fenster, das den Heiligen in der Verkrampfung der Feuerqual auf dem Scheiterhaufen, aber zugleich in der Verzückung des Blickes über das Kreuz hinweg in den offenen Himmel darstellt.“