Nach dem Theodor-Fenster begann Meistermann mit dem Michael-Fenster. Michael zählt nicht zu den Heiligen, sondern ist einer der vier Erzengel und als solcher Schutzpatron der katholischen Kirche und auch des deutschen Volkes („Deutscher Michel“). Das Fenster in Alt St. Ulrich ist dann auch den Gefallenen der Gemeinde gewidmet; es wurde bereits Ende 1947 gefertigt.

Aus den Farben erwachsen

Wie schon bei der Darstellung Marias bleibt auch der Korpus des Erzengels schemenhaft. Sein kräftiger Oberkörper scheint in der Bildmitte geradezu aus den Farben zu erwachsen, die nur schwer als Beine auszumachen sind, bevor sie im unteren Bildteil von schweren Füßen getragen werden. Hier dominieren wiederum die Farben blau und rot, das Schuhwerk dagegen ist in braun gehalten, der Farbe der Erde, auf der Michael mit seinen breiten Füßen fest steht. Möglicherweise spielte Meistermann mit dieser Farbgebung auf die sprichwörtliche Festigkeit und Bodenständigkeit des Deutschen an, für die der Erzengel steht.

Nach christlicher Auffassung wird Michael den Satan in Gestalt eines Drachen bzw. eines Krokodils aus dem Himmelreich verjagen. Er wird daher stets mit flammendem Schwert und überhaupt vorwiegend roter Farbsymbolik dargestellt. Auch Meistermann zeigt ihn als beflügelten Engel mit Schwert, auf dem besiegten Drachen bzw. Krokodil stehend. Das Michaelsmotiv ist durchaus vieldeutig. Als Patron der Soldaten erscheint seine Wahl naheliegend; bemerkenswert ist, dass er auch als siegreicher Patron speziell der deutschen Soldaten verstanden werden kann und damit möglicherweise eine gewisse Hoffnung, den Krieg doch noch gewinnen zu können, ausdrückt. Andererseits ist er nicht nur Patron der Soldaten, sondern auch der „ecclesia militans“, der kämpfenden Kirche – vielleicht ein Aufruf an die Kirche im Dritten Reich, sich stärker und auch gegen Widerstand für christliche Werte und Themen einzusetzen?

Ein übermenschlicher Engel

Die Presse jedenfalls lobte das Michael-Fenster über die Maßen: „So hat Meistermann etwa in dem Michaelsfenster in Buschbell uns eine Engelsdarstellung geschenkt, die endlich wieder seit dem Hildesheimer Taufbecken, seit dem Verkündigungsengel von St. Kunibert in Köln oder von Veith Stutz in Nürnberg einen wirklichen übermenschlichen Engel darstellt. Das ganze Fenster ruft nur eines: den Namen dieses Engels “Wer ist wie Gott”.